Tierschützer:in werden: Wie auch du dich gegen Tierleid engagieren kannst

Du hast ein Herz für Tiere und möchtest etwas gegen Tierleid tun oder dich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen? Egal ob Massentierhaltung der Fleisch-, Milch- und Pelzindustrie, notleidende Streuner oder Wildtiere, deren Lebensraum durch menschlichen Einfluss zerstört wird: In Punkto Tierschutz gibt es eine ganze Menge zu tun und auch dein Engagement wird gebraucht. Um Tierschützer:in zu werden, gibt es zahlreiche Möglichkeiten – ganz unabhängig davon, wie viel Zeit du investieren kannst und willst. In unserer Übersicht findest du mit Sicherheit die passende Art von Engagement für dich!
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von Charlotte Clarke, 13. Mai 2022 um 07:30

Im Alltag Tierleid minimieren

Jede:r von uns kann mit seiner Lebensweise, vor allem mit dem eigenen Konsum, etwas zum Tierschutz beitragen. Auch wenn eine rein vegetarische oder pflanzenbasierte bzw. vegane Ernährung selbstverständlich die tierfreundlichste (und klimafreundlichste) Art der Ernährung darstellt, muss nicht jede:r komplett auf tierische Lebensmittel verzichten, um einen positiven Einfluss zu haben – es ist schon viel damit getan, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen und nach und nach weniger tierische Produkte zu konsumieren. 

Wenn du Fleisch konsumierst, sind selbstverständlich Produkte mit Bio-Siegel die empfehlenswerte Variante. Auch wenn es zwischen den verschiedenen Zertifizierungen in Bezug auf die Haltungsbedingungen teils große Unterschiede gibt, kann man dennoch davon ausgehen, dass die Haltungsbedingungen der Tiere in einem Bio-Betrieb in der Regel besser und artgerechter sind als in der konventionellen Massentierhaltung. 

Große Vorsicht ist bei den sog. Tierwohl-Labels bekannter Supermarkt-Ketten geboten! Dabei handelt es sich nicht um offiziell anerkannte Bio-Zertifizierungen mit geprüften Standards, sondern um Labels, die sich die Konzerne selbst verleihen und hinter denen nicht mehr steckt als eine Marketing-Kampagne. Die mit den bunten Stickern versehenen Produkte stammen allesamt aus der konventionellen Massentierhaltung. Klassischer Fall von Greenwashing also. Eine Übersicht von vertrauenswürdigen Zertifizierungen findest du hier.

Und ja, Bio-Fleisch ist vergleichsweise teuer. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass bei konventionellen Billig-Produkten die tatsächlichen Kosten (dazu zählen auch ökologische und soziale Kosten) im Preis nicht abgebildet werden und diese von den Produzent:innen schlicht zu Lasten der Umwelt, des Tierwohls und der Menschen entlang der Lieferkette auf die Gesamtgesellschaft abgewälzt werden. Von daher kann es Sinn machen, lieber seltener, aber dafür ganz bewusst Bio-Fleisch zu kaufen und dieses wertzuschätzen.

Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Auch die Auswahl der pflanzlichen Lebensmittel, die man konsumiert (z.B. Obst und Gemüse), hat sehr viel mit Tierschutz zu tun. Denn die konventionelle Landwirtschaft ist durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen maßgeblich für das massive Insekten- und Artensterben verantwortlich – auch hier stellen Produkte aus biologischer Erzeugung die nachhaltigere Alternative dar (eine Übersicht von gängigen Zertifizierungen und Siegeln findest du hier). 

Leider ist die Sache noch ein wenig komplexer: Auch für biologisch erzeugte Lebensmittel werden – vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern – riesige Waldflächen gerodet, um die steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln zu decken, und somit der Lebensraum unzähliger Arten zerstört. Von den CO2-Emissionen, die beim Transport exotischer Waren nach Europa anfallen, mal ganz zu schweigen. Wenn du im November Spargel aus Chile kaufst – auch wenn er aus dem Biosupermarkt stammt – ist das aus ökologischer Sicht in keiner Weise sinnvoll. Klimaschutz ist gleichzeitig auch immer Tierschutz. Hier gilt also eine simple Regel: Wann immer möglich regional, saisonal und bio einkaufen (einen Saisonkalender mit heimischen Obst- und Gemüsesorten findest du hier).

Ein tierschutzrelevanter Aspekt sind natürlich auch Produkte aus Leder. Doch zum Glück gibt es mittlerweile zahlreiche spannende Leder-Alternativen aus natürlichen Materialien, z.B. Kork, Ananasleder, aus Apfel- oder Weintraubentresten oder sogar aus Pilzen – der Griff zu Plastik-Produkten kann somit leicht vermieden werden. 

Was du definitiv auch vermeiden solltest, ist die Unterstützung von Tierqual durch den Besuch von Tiershows (z.B. in Zirkussen oder Zoos) oder auf Reisen im Ausland. Einen ausgewachsen Tiger in Indien streicheln? In Thailand auf einem Elefanten reiten? Auch wenn es unglaublich reizvoll ist, diesen wundervollen Tieren einmal so nah kommen zu können – du musst leider davon ausgehen, dass ihnen massives Leid zugefügt wird. Denn kein wildes Tier würde dies freiwillig über sich ergehen lassen. Kein noch so tolles Insta-Foto ist das wert. 
 

Spenden

Eine ganz simple und effektive Möglichkeit, dich für den Tierschutz einzusetzen, ist eine Geld- oder Sachspende. Alle gemeinnützigen Vereine sind auf finanzielle Unterstützung durch Spender:innen angewiesen. Die Spendengelder fließen sowohl in praktische Tierschutzarbeit vor Ort als auch in die Kampagnenarbeit und die Verwaltung des Vereins. Tierheime und ähnliche Einrichtungen freuen sich zudem immer über Sachspenden, z.B. in Form von Futterspenden oder Tierspielzeug.

Bevor du spendest, empfiehlt sich – gerade bei eher unbekannten Organisationen – eine kleine Recherche im Hinblick auf die Seriosität des Vereins. Als Hilfestellung eine kleine Checkliste:

  • Trägt der Verein ein offizielles Siegel (z.B. DZI, Deutscher Spendenrat, Initiative Transparente Zivilgesellschaft)? Falls ja, ist dies ein positives Zeichen, denn um dies zu erhalten, müssen sich die Organisationen auf Herz und Nieren prüfen lassen. Dies kostet die Vereine jedoch einiges an finanziellem und bürokratischem Aufwand. Gerade kleine Vereine können sich das oftmals nicht leisten.
  • Sollte die Organisation, für die du spenden möchtest, kein Siegel tragen, ist dies also nicht zwingend ein Ausschlusskriterium. Prüfe jedoch vorab, ob es negative Presseartikel oder eine Häufung von negativen Erfahrungsberichten anderer Spender:innen gibt. 
  • Wie transparent ist die Organisation? Gibt es auf der Homepage z.B. detaillierte Informationen zur Verwendung der Spendengelder? Auch die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiges Kriterium: Gibt der Verein mehr als 30 % der Einnahmen für Verwaltung aus, deutet dies auf eine eher unwirtschaftliche und ineffiziente Organisation hin.
  • Wie wirbt der Verein um Spenden? Bettelbriefe, grausame Fotos oder eine allzu aufdringliche Ansprache an der Haustür oder in der Fußgängerzone sprechen nicht gerade für die Seriosität der Organisation. Wichtig: Lass dich nicht unter Druck setzen, an Ort und Stelle für eine Dauerspende zu unterschreiben, sondern nimm dir Zeit, dir weitere Infos einzuholen und die Entscheidung bewusst zu treffen.

Hier einige Beispiele für Tierschutzorganisationen, die du guten Gewissens mit einer Spende unterstützen kannst:

Hier findest du zudem einen Bericht von Stiftung Warentest, in dem verschiedene Tierschutzorganisationen in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Transparenz geprüft wurden.
 

Tierpatenschaft

Eine besondere Form der Spende ist eine Tierpatenschaft. Im Rahmen dieser Patenschaft übernimmst du durch eine regelmäßige Spende eine Fürsorgepflicht für ein bestimmtes Tier oder eine Tierart. 

Angeboten werden Tierpatenschaften (sowohl für Wild- als auch Heim- und Nutztiere) u.a. von Organisationen wie dem WWF, Einrichtungen des Deutschen Tierschutzbundes, einigen Wildparks sowie dem Projekt »Tierpatenschaft mit Herz«. 
 

Flugpatenschaft

Eine temporäre Art der Patenschaft ist die sog. Flugpatenschaft. Dabei ermöglichen Reisende den Transport ihres »Patentiers« aus dem Ausland nach Deutschland, indem es auf ihren Namen in einer Transportbox oder (bei kleinen Hunden oder Katzen) im Passagierraum mitfliegen kann. Bei den Tieren handelt es sich meist um gerettete Straßenhunde oder -katzen aus dem Mittelmeerraum, die in ihrem Herkunftsland nur unzureichend versorgt werden können und in Deutschland an Pflegestellen vermittelt werden.

Die dafür ggf. anfallenden Mehrkosten werden von der Tierschutzorganisation übernommen. Weitere Verpflichtungen gehen die Flugpat:innen nicht ein. Nach der Ankunft am Zielflughafen wird das Tier von Mitarbeitenden der Tierschutzorganisation oder den neuen Besitzer:innen in Empfang genommen.

Als Flugpat:in zur Verfügung stellen kann man sich z.B. auf dem Portal Flugpate.com.

Es empfiehlt sich definitiv, vorab die Seriosität der Tierschutzorganisation zu prüfen – leider kommt es manchmal vor, dass Flugpatenschaften für den Transport von Tieren missbraucht werden, die gezielt für den deutschen Heimtiermarkt gezüchtet wurden. 
 

Ehrenamtliche Mitarbeit

Auch mit deiner Zeit und deinen Fähigkeiten kannst du Tierschutzorganisationen enorm unterstützen: Fast alle Vereine sind stets auf der Suche nach engagierten Freiwilligen, denn ohne ehrenamtliches Engagement wäre deren Arbeit kaum zu bewältigen.

Möchtest du unmittelbaren Kontakt mit Tieren haben, könnten z.B. das nächstgelegene Tierheim oder ein Gnadenhof gute Anlaufstellen sein, wo du bei der Versorgung und Pflege der tierischen Bewohner:innen unterstützen kannst. 

Weitere Möglichkeiten sind z.B. Vogelschutz-Vereine oder die Regionalgruppen von Naturschutzorganisationen wie der NABU oder BUND. Hier kannst du u.a. bei praktischen Projekten oder Aktionen (z.B. Tierbeobachtungen, Artenzählungen, Biotoppflege) mit anpacken.

Doch auch Skills in den Bereichen Marketing, Finanzen oder Wissensvermittlung sind in fast allen Vereinen gefragt. Ebenso könntest du z.B. Spendenaktionen, politische Kampagnen oder Demonstrationen organisieren. Am besten einfach beim Verein nachfragen, wie du mit deinen Fähigkeiten am besten unterstützen kannst!
 

Pflegestelle für ein Heimtier anbieten

Hunde, Katzen und andere Heimtiere werden in Tierheimen zwar in aller Regel im Hinblick auf ihre Grundbedürfnisse gut versorgt, ein echtes Zuhause kann dies jedoch natürlich nicht ersetzen. Genau das bieten Pflegestellen – zumindest für einen begrenzten Zeitraum. Auch bei Notfällen, pflegeintensiven Tieren oder einer Überfüllung von Tierheimen springen Pflegestellen ein und nehmen ein Tier bei sich auf.

Um eine Pflegestelle zur Verfügung zu stellen, muss man diverse Kriterien erfüllen, die von den Tierheimen sehr kritisch geprüft werden: z.B. sollte man täglich nicht mehr als 6 Stunden außer Haus sein, nicht in einer allzu kleinen Wohnung leben oder mit Kleinkindern zusammenleben. 

Erfüllt man die Kriterien für eine Pflegestelle, wird eine stetige, enge Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation bzw. den Vermittlungshelfer:innen vorausgesetzt, damit das Tier möglichst schnell ein endgültiges Zuhause findet. 

Eine Pflegestelle sollte also keineswegs als Option verstanden werden, ein Tier vorab »auszutesten«, bevor man sich entscheidet, ob man es behält oder nicht. Primäres Ziel ist stets die erfolgreiche Vermittlung in ein endgültiges Zuhause, bei der die Pflegestellen aktiv unterstützen. Selbstverständlich ist es jedoch auch möglich, das Tier selbst dauerhaft zu behalten. 

An den anfallenden Kosten für die Versorgung des Tieres (Futter, Spielzeug, tierärztliche Versorgung etc.) beteiligt sich in aller Regel der Tierschutzverein.
 

Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD)

Wer sich für einen längeren Zeitraum sehr intensiv für den Tierschutz engagieren möchte, hat im Rahmen eines Freiwilligen Ökologisches Jahres (FÖJ) oder Ökologischen Bundesfreiwilligendienstes (ÖBFD) zahlreiche Möglichkeiten.

Das FÖJ richtet sich an junge Menschen (zwischen 16 und 27 Jahren) und wird oft als Orientierungsphase oder Auszeit genutzt, bevor der Einstieg in Ausbildung, Studium oder Beruf erfolgt. Ein FÖJ beginnt in der Regel am 01. September eines Jahres und dauert 12 Monate, mindestens aber 6 Monate. Einsatzstellen können beispielsweise Naturschutzverbände, Einrichtungen der Umweltbildung, Schulbauernhöfe, Tierpflegestationen oder Naturparkzentren sein. 

Neben der praktischen Projektarbeit ist es vorgesehen, dass man als FÖJ’ler:in an Seminaren und Coachings teilnimmt, wodurch im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung Gestaltungskompetenzen gefördert werden sollen. Teilnehmende des FÖJ erhalten ein Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung oder eine Sachkostenersatzpauschale und sind zudem sozialversichert. 

Der Ökologische Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD) funktioniert vom Prinzip her genauso wie das FÖJ. Im Gegensatz zum FÖJ kann ein ÖBFD auch mehrfach absolviert werden und es gibt hier keine Altersgrenze.

Für Freiwillige über 27 Jahren gibt es Sonderregelungen, die eine Teilnahme ggf. vereinfachen können:

  • Der Einsatz ist auch mit einer reduzierten Stundenzahl bzw. in Teilzeit (mind. 20 Wochenstunden) möglich
  • Statt den üblichen 25 Seminartagen, die für Freiwillige unter 27 Jahren Pflicht sind, müssen ältere Teilnehmende nur in einem »angemessenen« Umfang an Seminaren teilnehmen. Dieser wird individuell vor Ort von den Beteiligten festgelegt.

Wer sich für ein FÖJ oder ÖBDF bewerben möchte, wendet sich an den jeweiligen FÖJ-Träger im eigenen Bundesland (eine Liste der FÖJ-Träger und Einsatzstellen findest du hier).

Erfahrungsberichte von ehemaligen Freiwilligen kannst du dir hier anschauen.
 

Tierschutz zum Beruf machen

Selbstverständlich gibt es im Bereich Tierschutz auch zahlreiche berufliche Perspektiven. Denn schließlich suchen auch gemeinnützige Tierschutz-Vereine und -Stiftungen regelmäßig nach hauptamtlichen Mitarbeitenden, z.B. in den Bereichen Fundraising, Buchhaltung, Personal, Lobbyarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.

Einige Vereine sind dabei auf spezielle Tierarten, z.B. Wildvögel oder Pelztiere fokussiert, andere Organisationen arbeiten thematisch breiter und beschäftigen sich mit regionalen oder globalen Ökosystemen, wie etwa heimischen Waldgebieten, tropischen Regenwäldern, städtischen Lebensräumen oder Meeren. Besonders in größeren Organisationen bestehen daher starke inhaltliche Überschneidungen zum Biotopschutz, Erhalt der Biodiversität, Ökologie und Klimaschutz.

Auch staatliche Einrichtungen wie u.a. Tierschutzbehörden, Veterinärämter oder Wildparks stellen potentielle Arbeitgeber dar.

Beispiele für Ausbildungsberufe im Bereich Tierschutz sind Tierpfleger:in, Pferdewirt:in, Tiermedizinische:r Fachangestellte:r oder Tierheilpraktiker:in.

Interessierst du dich für ein Studium, bieten Studiengänge z.B. in den Bereichen (Meeres-)Biologie, Ökologie oder Biodiversität eine gute Grundlage, um nach dem Abschluss in eine wissenschaftliche oder forschende Tätigkeit mit Bezug zum Tier- und Artenschutz einzusteigen. Angehende Tierärzt:innen belegen den Studiengang Veterinärmedizin, der an zahlreichen deutschen Universitäten angeboten wird.
 

Eine ausführliche Übersicht an aktuellen Stellenausschreibungen, potenziellen Arbeitgebern, Artikeln und Studiengängen findest du auf unserer Themenseite »Tierschutz«.

Dich interessieren insbesondere Jobs in den Bereichen Veganismus und Vegetarismus? In unserer Übersicht zu den »Vegan & Vegetarier Jobs« erfährst du genaueres.

 

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