Jobwechsel ja oder nein? Wann es Zeit ist, zu gehen

Den sicheren Job zu kündigen, ist keine leichte Entscheidung. Schließlich ist ein Jobwechsel mit vielen Unsicherheiten verbunden - ganz besonders, wenn der Übergang nicht fließend ist, sondern mit einer Phase der Erwerbslosigkeit zu rechnen ist. Dementsprechend schwer tun sich viele Menschen mit dem Schritt und verharren in Jobs, in denen sie nicht mehr wirklich zufrieden sind. Doch was ist, wenn diese Unzufriedenheit einfach nicht locker lassen will? Wann ist es wirklich an der Zeit, einen Neuanfang zu wagen und wann ist eine Kündigung vielleicht doch nicht der sinnvollste Weg? Eine kleine Entscheidungshilfe.

Dunkler Gang, an dessen Ende ein großes Fragezeichen steht
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von Team, 11. November 2022 um 07:23

Die Redewendung »Auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner.« ist wohl jedem und jeder bekannt. Schaut man sich die Situation in der Berufswelt an, scheint dieser Spruch auch auf die Arbeitssituation vieler Arbeitnehmer:innen zuzutreffen. Laut der jährlich durchgeführten Studie des Marktforschungsinstituts Gallup geben rund 68 % der Angestellten an, bereits innerlich gekündigt zu haben. Das heißt, sie sehen für sich im Unternehmen eigentlich keinerlei Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten mehr und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Ganze 83 % der Arbeitnehmer:innen haben laut eigenen Angaben keine emotionale Bindung zum Arbeitgeber - somit erlebt ein Großteil der Angestellten die eigene Arbeit kaum als sinnerfüllt.

Die Ursachen dafür sind dabei nicht hauptsächlich materieller Art (z.B. Gehalt), sondern die Unternehmenskultur. Die am häufigsten genannten Gründe für Unzufriedenheit im Job sind mangelnde Empathie und Wertschätzung seitens der Führungskräfte, eine schlechte interne Kommunikation und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten.

Dass so viele Menschen unzufrieden mit ihrer Arbeit sind bzw. über eine Kündigung nachdenken, lässt Zweifel daran aufkommen, ob das Gras auf der anderen Seite wirklich so grün ist, wie es von außen aussieht. Wann lohnt sich ein Jobwechsel wirklich und wo kann ich vielleicht auch ohne eine Kündigung bei meinem aktuellen Arbeitgeber doch noch Veränderungen anstoßen?

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Bevor wir uns so richtig in die Thematik einarbeiten, sollte hier natürlich grundsätzlich erst einmal zwischen einem Job- bzw. Stellenwechsel und einer radikalen Neuorientierung in eine neue Branche oder ein neues Tätigkeitsfeld unterschieden werden. Während ersteres zwar auch eine Umstellung, aber nicht unbedingt ein großes Risiko darstellt, sieht es da bei letzterem schon anders aus. Denn je nachdem, in welchen Bereich man wechseln möchte und wie die bisherige Erfahrung aussieht, könnte hier ein Quereinstieg schwieriger und zeitintensiver sein.

Auch ein Mittelweg zwischen den beiden Varianten ist vorstellbar, z.B. wenn ich als Marketing Manager:in aus der Privatwirtschaft in einen Fundraising- bzw. Campaigning-Job im Non-Profit-Sektor einsteigen möchte. Hier ist zwar die Branche und auch die Arbeit ein wenig anders - die Fähigkeiten, die für beide Tätigkeitsfelder benötigt werden, sind dabei allerdings sehr ähnlich. Etwas anders sieht es aus, wenn ich z.B. als gelernte:r Gärtner:in in den Journalismus wechseln möchte - eine solch radikale Neuorientierung sollte gut durchdacht und geplant werden. Auch eine professionelle Begleitung, z.B. durch ein Karrierecoaching, ist hier empfehlenswert.

Wie auch immer man sich entscheidet, so ist es wichtig, dass dieser Wechsel gut überlegt sein sollte und nicht einfach aus einer spontanen Eingebung, aus einem situativen Missmut oder aktionistischen Ehrgeiz heraus angegangen wird.

Deshalb ist es ratsam, vor deinem Jobwechsel bzw. vor deiner Kündigung zu reflektieren, warum du dir eine Veränderung wünschst und welche Konsequenzen deine Entscheidung haben wird. Daher lautet die erste Empfehlung:

Kenne deine Gründe

Ein Jobwechsel ist, wie bereits erwähnt, eine wichtige Entscheidung und hat maßgeblichen Einfluss auf das eigene, aber eventuell auch auf das Leben der Menschen, die dir nahestehen. Daher solltest du nicht unüberlegt handeln, sondern deine persönlichen Gründe für einen Job- oder Stellenwechsel genau kennen. Dabei ist es zunächst egal, ob dein Hauptgrund Unzufriedenheit ist oder du schlicht das Gefühl hast, dass es Zeit für etwas Neues ist bzw. du deine Karriere auf eine andere Stufe heben möchstest. Legitim ist beides, allerdings gilt es bei beiden Varianten ein paar Grundregeln zu beachten:

Es mag zwar sein, dass es in bestimmten Berufsgruppen üblich ist, die Stelle alle paar Jahre zu wechseln und beim neuen Arbeitgeber von z.B. höheren Gehältern, einem interessanteren Aufgabenbereich oder mehr Verantwortung zu profitieren (vor allem wenn es sich hauptsächlich um projektbasierte Stellen handelt), allerdings sollte man es mit diesem sogenannten »Jobhopping« in bestimmten Branchen nicht zu bunt treiben, denn das kann auf Recruiter:innen abschreckend wirken oder wirft zumindest Fragen in Bezug auf deine Loyalität auf. Hast du z.B. in 10 Jahren 8-10 mal die Stelle gewechselt, stellt sich für die Firma natürlich irgendwann die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, dich einzustellen, wenn damit zu rechnen ist, dass du nach ein paar Monaten schon wieder weiterziehst.

Zudem könnte ein solcher Lebenslauf die Frage aufwerfen, warum du so oft deine Arbeitsstelle wechselt. Bist du etwa unloyal, unzuverlässig oder hast Schwierigkeiten im Umgang mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten? Um diese Gedankengänge seitens der Recruiter:innen gar nicht erst aufkommen zu lassen, gilt als guter Richtwert, dass man mindestens (!) 2-3 Jahre bei einem Arbeitgeber bleiben sollte, damit sich der Wechsel nicht negativ auswirkt und eigentlich das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich bezwecken sollte. Vor allem am Anfang der Karriere können ein paar Jobwechsel deinen Kenntnissen und deiner Expertise gut tun - nach einer gewissen Zeit in deinem Beruf kann es aber durchaus Sinn machen, ein wenig »sesshafter« zu werden und ruhig auch ein paar Jahre mehr bei einem Arbeitgeber zu bleiben.

Natürlich gibt es neben der hauptsächlich karriereorientierten Neuorientierung auch noch andere Gründe, warum man über einen Jobwechsel nachdenkt, wie z.B. ein wenig wertschätzender Führungsstil, schlechtes Arbeitsklima, Dauerstress oder einfach nur Frust, weil man das Gefühl hat, nicht weiter zu kommen. Dies ist selbstverständlich eine belastende Situation und daher ist es auch gesund und nachvollziehbar, dass der Wunsch nach Veränderung lauter wird. Bist du also unzufrieden mit deiner jetzigen Jobsituation, kann es hilfreich sein, ein wenig tiefer zu graben und dir darüber klar zu werden, warum du dich so fühlst.

Als Hilfestellung dafür können dir folgende Fragen dienen:

  • Was waren die Gründe, warum du dich damals für deinen aktuellen Job entschieden hast?

  • Was macht dir an deiner Arbeit Spaß?

  • Wie geht es dir nach Feierabend?

  • Tust du das, was du am besten kannst?

  • Hast du das Gefühl, einen echten Mehrwert zu schaffen?

  • Was fehlt dir?

Alleine diese Fragen (am besten schriftlich) zu beantworten, wird dir schon helfen, ein wenig Klarheit zu schaffen und dich mit deinem Frust oder deinem Unbehagen auseinander zu setzen. Um dir darüber hinaus noch ein wenig unter die Arme zu greifen, haben wir dir eine kleine Übersicht zusammengestellt, was gute und was vielleicht weniger gute Gründe sind, einen Stellen- oder eventuell sogar Karrierewechsel in Betracht zu ziehen.

Gründe, die darauf hindeuten können, dass es dringend Zeit für eine Veränderug ist, können u.a. sein:

  • Deine Arbeitsbedingungen gefährden deine Gesundheit: Gesundheit ist das wichtigste Gut überhaupt, denn ohne sie geht nichts - sollte diese in Gefahr sein (z.B. durch Dauerstress, Mobbing unter Kolleg:innen, vergiftete Arbeitsatmosphäre oder andere Belastungen), kann es durchaus sinnvoll sein, die Stelle zu wechseln.
     
  • Du bist chronisch gelangweilt: Wenn dich die Arbeit nicht mehr fordert oder du das Gefühl hast, dass du nichts mehr dazulernen oder etwas erreichen kannst, macht es durchaus Sinn, über einen Wechsel nachzudenken - dieser kann natürlich sowohl intern als auch extern geschehen.
     
  • Du fühlst dich konstant überfordert: Manchen Vorgesetzten kann man es einfach nicht recht machen: Egal wie engagiert man ist, egal wie viele Überstunden man schiebt oder wie fleißig man ist - wenn es trotzdem nur negative Kritik hagelt und die unrealistischen Ansprüche der Vorgesetzten schlicht nicht zu erfüllen sind, kann eine Kündigung nur gut tun - sowohl der eigenen Gesundheit, als auch dem eigenen Selbstwertgefühl.
     
  • Beruflicher Stillstand: Wenn sowohl Karriereperspektiven, Gehalt oder auch die eigene Entwicklung stagnieren, ist ein Wechsel durchaus gerechtfertigt bzw. sogar sinnvoll. Vor allem dann, wenn es eventuell auch der Firma selbst nicht gut geht und langfristig vielleicht sogar dein Job in Gefahr ist. Manchmal ist besser, ein sinkendes Schiff rechtzeitig zu verlassen.
     
  • Konstante Unsicherheit: Einen absolut sicheren Job gibt es nicht. Das merkt man vor allem in Krisensituationen immer wieder. Aber auch während eines Konjukturhochs kann es bestimmte Berufsbereiche oder Arbeitsstellen geben, die durch ein hohes Maß an beruflicher Unsicherheit und dadurch eventuell auch durch ein hohes Maß an Ellenbogenmentalität gekennzeichnet sind - und das zehrt nicht nur an den Nerven, sondern auch an der Gesundheit.

Straßenschild mit jeweils einem Pfeil nach links und nach rechts
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Wann es sich lohnt, nochmal innezuhalten

Wenn hingegen eher einer folgenden Gründe für deinen Veränderungswunsch im Vordergrund stehen, könnte es sich lohnen, noch einmal zu schauen, ob sich die Situation durch eine offene Kommunikation mit Vorgesetzten oder Kolleg:innen doch noch zum Positiven biegen lässt:

  • Diffuser Frust: Kein Job macht durchgehend Spaß. Frust gehört hin und wieder zum (Arbeits-)Leben dazu. Auch über einen etwas längeren Zeitraum gesehen. Dies muss nicht zwingend ein Kündigungsgrund sein. Hier lohnt es sich zu reflektieren, was die tiefer liegenden Ursachen für deinen Frust sind und diese konstruktiv zu kommunizieren. Vielleicht würde es dir zu mehr Zufriedenheit verhelfen, einen neuen Aufgabenbereich zu übernehmen? Oder im Gegenteil - eine bestimmte Aufgabe abzugeben, damit du dich mehr auf die Tätigkeiten konzentrieren kannst, die dir Spaß machen? Eventuell ließe sich durch eine Flexibilisierung deiner Arbeitszeit deine Life-Balance verbessern? Oder du wünscht dir mehr Feedback oder Wertschätzung von deinen Vorgesetzten? Dies sind kleine Veränderungen, die dir dein aktueller Arbeitgeber vielleicht ermöglichen kann - schließlich haben Unternehmen ein extrem hohes Interesse daran, ihre Mitarbeiter:innen zu halten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass du kommunizierst, was deine Bedürfnisse und Erwartungen sind.
     
  • Kritik: Mit Kritik konstruktiv umgehen zu können, ist eine wichtige Fähigkeit im Berufsleben, denn niemand liefert konstant perfekte Ergebnisse ab. Wenn du von deinen Vorgesetzten wegen mangelnder Leistungen kritisierst wirst, sind Ärger und Zweifel eine völlig menschliche Reaktion. Hat sich die Wut erstmal gelegt, ist jedoch ratsam, nicht direkt die Flinte ins Korn zu werfen, sondern die Kritik zunächst noch einmal zu reflektieren und zu überlegen, an welchen Stellen sie gerechtfertigt ist und vor allem - was du für die Zukunft daraus lernen kannst und konstruktive Lösungen zu finden. Am besten gemeinsam mit der Person, die die Kritik vorgebracht hat. Ganz zentral ist jedoch, dass die Kritik ebenfalls konstruktiv kommuniziert wurde: Persönliche, unsachliche Beleidigungen, emotionale Wutausbrüche und Beschämung vor dem ganzen Team haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen (und sind definitiv ein Kündigungsgrund!). Konstruktiv und sachlich vorgebrachte Kritik an deiner Leistung (nicht an deiner Person) jedoch ist stehts eine Chance zum Wachstum.
     
  • Fehler: Ähnliches gilt auch bei Fehlern, denn niemand ist perfekt. Am besten lernt man daraus und geht mit erhobenem Haupte weiter - ein:e Meister:in ist schließlich noch nicht vom Himmel gefallen. P.S. Auch hier gilt: »communication is key« - stehe zu deinen Fehlern, ohne dich dafür selbst vor anderen herabzuwerten und gehe in Austausch mit erfahrenen Kolleg:innen: Was kann ich tun, damit sich der Fehler nicht wiederholt? Wo finde ich Wissen und Knowhow, damit ich künftig die Aufgabe besser meistern kann? Wer kann mich wie unterstützen?
     
  • Blinder Karrierismus: Ein Job- bzw. Stellenwechsel kann durchaus eine Möglichkeit sein, an mehr Gehalt, verantwortungsvollere Aufgaben und ggf. an eine höhere Position zu kommen. Wechselst du aber, wie bereits erwähnt, zu oft den Job, weil du dich z.B. von immer lukrativeren und cooleren Jobangeboten locken lässt, kann sich das irgendwann negativ auf dich auswirken. Das heißt natürlich nicht, dass du lukrative Angebote per se ausschlagen solltest, aber du könntest eventuell vorzuschlagen, in Zukunft noch einmal auf das Angebot zurückzukommen. Das bedeutet nicht, dass die Chance für immer vertan ist - denn damit beweist du Integrität und hebst dich positiv von der Masse ab.

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So gelingt der Jobwechsel

Hast du, aus welchen Gründen auch immer, festgestellt, dass es Zeit für eine berufliche Veränderung ist, gilt es nun, die nächsten Schritte für deinen Wechsel zu planen. Hier empfiehlt es sich, strategisch vorgehen, damit der Wechsel nicht nach Hinten los geht. Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten, wie du dies anstellen kannst. Eine potenziell nützliche Methode dafür ist die sogenannte »Work Choice Canvas (WCC)«.

Die WCC beinhaltet 5 Kriterien, anhand derer man den für sich richtigen Job finden kann. Diese 5 Kriterien sind: 

»Purpose« (Sinn), »Development« (Entwicklung), »Company« (Kolleg:innen), »Income« (Einkommen) und »Consequences« (Konsequenzen).

Das Ziel dieser Canvas ist es, die Essenz dessen herauszufinden, was einen tollen Job für dich ausmacht. Selbst wenn man (noch) keine neue Arbeit in Aussicht hat, kann dir diese Canvas bei der Suche helfen - entweder nach einem neuen Arbeitgeber oder eben nach einem ganz neuen Berufsfeld.

Dazu druckst du zunächst die Canvas aus und nimmst mit einem Stift und gegebenenfalls mit Post-its bewaffnet eine Selbsteinschätzung vor. Je mehr Zeit du dir nimmst und je detaillierter du deine Antworten formulierst, desto ergiebiger und genauer wird nachher auch deine Auswertung sein.

Purpose

Bei der ersten Frage geht es um den Sinn (»Purpose«) deiner Arbeit, also darüber, wie du das Leben anderer verbessern oder positiv beeinflussen kannst - also wortwörtlich, welchen Impact du mit deiner Tätigkeit generieren kannst und möchtest. Helfe ich damit dem Gemeinwohl? Unterstütze ich eine Herzensangelegenheit und/oder kann ich das Leben von Kund:innen zum Guten verändern?

Hier hat jede:r natürlich seine eigenen Vorlieben und Vorstellungen davon, was Impact bedeutet, aber das ist ja genau das Gute an der Sache, denn die eigene Sinnhaftigkeit in seinem Leben zu finden, ist nicht nur erfüllend, sondern gleichzeitig auch ein sehr guter Motivationsbooster.

Development

Bei der Entwicklung (»Development«) geht es darum zu schauen, wie die eigenen Fähigkeiten eingesetzt und durch die Tätigkeit vielleicht sogar noch verbessert bzw. gestärkt werden können. Werde ich in der Lage sein, das zu tun, was ich am besten kann? Werde ich in der Lage sein, diese Fähigkeiten noch weiter auszubauen? Kannst du diese Fragen mit einem »Ja« beantworten, bist du schon auf dem richtigen Weg, denn neben Sinnhaftigkeit ist auch das Ausleben und das Aufbauen der eigenen Talente ein wichtiger Faktor einer lang anhaltenden Motivation und eine der Schlüsselfunktionen des Erfolgs (wie auch immer du diesen für dich definierst). Können wir unsere Talente und Fähigkeiten gezielt einsetzen und vor allem ausleben, steigert dies automatisch auch unsere Zufriedenheit und unseren Spaß an dem, was wir tun.

Company

Auch das Betriebsklima und das Verhältnis zu Kolleg:innen (»Company«) machen einen großen Teil unseres Wohlergehens auf der Arbeit aus. Deshalb ist es auch immer wichtig zu schauen, wie die soziale Matrix eines (zukünftigen) Arbeitgebers aussieht. Dies ist als Außenstehende:r natürlich meist schwieriger zu durchschauen, es gibt aber dennoch ein paar Faktoren, auf die man achten kann:

So gibt die Webseite eines Unternehmens z.B. schon viel mehr Auskunft, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Ist das Design eher modern und hip, oder eher konservativ-gediegen? Wie sehen die Menschen auf den Bildern aus? Tragen diese Anzug und Krawatte oder eher legere Alltagskleidung? Welche Werte werden hervorgehoben und welcher Typ Mensch arbeitet bereits dort? All dies können Hinweise darauf sein, ob man sich dort wohlfühlen könnte oder nicht. Auch Webseiten wie Kununu oder Netzwerke wie LinkedIn oder Xing können hilfreiche Tools bei der Recherche solcher Fragen sein, denn dort können (ehemalige) Mitarbeitende Bewertungen und Kommentare hinterlassen, die noch aufschlussreicher als die Webseite selbst sein können.

Income

Natürlich müssen wir von dem, was wir machen, auch irgendwie leben können, von daher spielt das Einkommen (»Income) bei der Wahl des Jobs eine wichtige Rolle. Einkommen steht hier aber nicht nur für dein Gehalt, sondern können auch immaterielle Verdienste wie z.B. Netzwerke, Status, öffentliche Sichtbarkeit und Reputation umfassen. Desweiteren können Aufstiegschancen, Weiterbildungsmöglichkeiten oder verschiedene Benefits dazu zählen und zusätzlich dafür sorgen, dass du dich wohler und motivierter fühlst.

Natürlich sollte man vor allem seiner Leidenschaft folgen - aber eben nicht blindlings. Cal Newport argumentiert in seinem Buch »So Good They Can’t Ignore You« sogar, dass Leidenschaft das Resultat harter Arbeit und der Ausbau seiner Talente sei und nicht ein naturgegebener Umstand.

Es ist natürlich nicht immer leicht, die eigenen Interessen und Leidenschaften mit der in machen Branchen prekären Realität in Einklang zu bringen. Zudem hängt es stark davon ab, wie hoch dein Bedürfnis nach Sicherheit ausgeprägt ist und welchen Lebensstandard zu anstrebst, inwieweit du den Fokus auf den Faktor Einkommen legen willst oder musst. Hier gibt es kein »richtig« oder »falsch«: Es ist genauso legitim, dich für einen Job zu entscheiden, der dich mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals auch nur annähernd reich machen wird, dich aber mit dem verbindet, was dir wirklich Freude macht - oder die Arbeit einfach Arbeit sein zu lassen und dafür mit einem auskömmlichen Gehalt keine Existenzängste haben zu müssen.

Oftmals ist dies jedoch keine »entweder-oder-Entscheidung«. Schließlich gibt es auch Raum für Kompromisse. Fakt ist: Als freischaffende:r Künstler:in wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit kein stets planbares und überdurchschnittlich hohes Einkommen haben. Wenn du mit diesem Unsicherheitsfaktor gut umgehen kannst, spricht objektiv gesehen nichts dagegen, diesen Weg auszuprobieren. Ist jedoch absehbar, dass deine finanzielle Situation dir ständig schlaflose Nächte bereiten wird, könnten eventuell auch Berufsbilder wie Produktdesigner:in, Grafiker:in oder als UX-Designer:in angestrebt werden, da hier die Chancen auf ein sicheres Gehalt besser stehen, künstlerische Neigungen und Talente aber dennoch ausgelebt werden können.

Consequences

Der letzte Punkt beschäftigt sich mit den zu erwartenden Konsequenzen (»Consequences«), die du bei einem Job- bzw. Stellenwechsel zu erwarten hast. Diese können verschiedene Ausmaße oder Relevanz haben und dich selbst oder auch andere betreffen bzw. einschließen. Hier empfiehlt es sich also, immer schauen, wie du mit eventuellen Risiken umgehen kannst. Das Wichtige ist: Eine ideale Lösung gibt es in den seltensten Fällen! Daher müssen meist Kompromisse eingegangen und bestimmte Risiken in Kauf genommen werden.

Wie du dir über all diese Punkte Klarheit verschaffen sollst? Probiere z.B., deine ersten Ideen abends vor dem Schlafengehen niederzuschreiben, eine Nacht drüber zu schlafen und sie am nächsten Tag fortzuführen. Dies kann helfen, mit einem frischem Blick auf die Dinge zu schauen. Auch Spaziergänge eignen sich super, um über Entscheidungen nachzudenken. In der Natur kann man meist so richtig abschalten und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Falls du deine Intuition mit einbauen möchtest, versuch es doch mal mit sogenannten Gedankenexperimenten. Hier stellst du dir bestimmte Szenarien vor und achtest ganz bewusst darauf, wie du dich dabei fühlst oder welche Reaktionen sie hervorrufen. Bei den Gedankenexperimenten kannst du dir z.B. visualisieren, wie du dir einen perfekten Montag vorstellen würdest, welche Aufgaben du gerne erledigen möchtest, oder einfach auch, welchen Einfluss deine Entscheidung auf dein Leben haben könnte. Gerne kannst du auch mehrere bzw. alle Methoden miteinander verbinden.

Lass dich finden

Eine gute Möglichkeit, seine Fühler auszustrecken und zu schauen, wie der Jobmarkt zur Zeit aussieht, sind Netzwerke wie Xing- oder LinkedIn. Auch andere Plattformen wie indeed können nützlich sein, denn hier tummeln sich viele Recruiter:innen, die aktiv auf der Suche nach potentiellen neuen Mitarbeiter:innen sind und dich bei Bedarf auch anschreiben. Besonders für Change Maker:innen, die am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind, ist die Online-Plattform Reflecta Network besonders spannend: Hier tummeln und vernetzen sich zahlreiche nachhaltige Unternehmen, Non-Profits, Gründer:innen sowie Aktivist:innen aus der Nachhaltigkeitsszene.

Um die Aufmerksamkeit von Recruiter:innen zu erregen, macht es Sinn, die Gedanken zu deinem »Personal Brand«, also deiner »Marke Ich«, zu machen. Ziel es Personal Brandings ist dabei keineswegs das »Aufpolieren« deines Lebenslaufes, sondern die überzeugende und authentische Darstellung und Kommunikation deiner Professionalität, bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse sowie auch deiner Persönlichkeit gegenüber potenziellen Geschäftsparner:innen und Arbeitgebern.

Wechsel gut begründen

Photo by Ben Wicks on Unsplash
Wenn du nicht gerade von einer anderen Firma abgeworben wurdest (und vermutlich selbst dann), musst du deinen Jobwechsel beim nächsten Vorstellungsgespräch natürlich auch begründen können. Dies kann vor allem bei Positionen ausschlaggebend sein, die nicht direkt dem entsprechen, was du vorher gemacht hast. Hier kommt es natürlich immer auch auf die Branche bzw. den Beruf an, daher sind allgemeingültige Tipps schwierig. Allerdings kann grundsätzlich gesagt werden, dass dich keinesfalls in negativen Aspekten oder Gründen verstricken solltest, die dich eventuell von deinem alten Arbeitsplatz fortziehen, sondern vielmehr die Aspekte in den Vordergrund stellen, die dich zu dem neuen Arbeitgeber hinziehen. In epischer Breite über die persönlichen Makel deiner ehemaligen Chef:innen oder die miserable Arbeitsmoral deiner Ex-Kolleg:innen herzuziehen, ist nicht nur unprofessionell, sondern lässt auch dich in einem schlechten Licht dastehen. Denn niemand mag Dreckschleuder:innen.

Kontraproduktiv sind genauso Aussagen, dass du dir eine neue Stelle suchst, weil dich die vorherige Arbeit gelangweilt oder zu sehr gestresst hat. Diese Art der Argumentation lässt deinen Jobwechsel eher wie einen Fluchtversuch und weniger wie eine reflektierte Entscheidung aussehen. Die viel bessere Argumentationsstrategie, die Vorzüge bzw. positiven Aspekte des neuen Arbeitgebers in den Vordergrund deiner Argumentation zu stellen. So könnte einer der Gründe sein, dass du dir neue Herausforderungen und neue Aufgabenbereiche wünschst, damit du deine Talente und Fähigkeiten ausbauen und erweitern kannst. Findest du mehr Sinn in der Tätigkeit bei deinem potentiellen Arbeitgeber oder kannst dich viel besser mit den Werten identifizieren? Perfekt, dies sind ebenfalls super Argumente, die dich deinem neuen Job viel näher bringen. Auch einen erhoffter Karrieresprung und oder mehr Gehalt sind legitime Gründe.

Wenn es nicht gleich die radikale Veränderung sein muss

Falls du jedoch zu dem Entschluss gekommen bist, dass ein Jobwechsel momentan nicht in Frage kommt oder du dich wirklich komplett neu orientieren möchtest, kann es es hilfreich sein, deine aktuelle Arbeitsstelle nicht direkt aufzugeben, sondern erst einmal in Teilzeit zu versuchen, deine beruflichen Perspektiven zu erkunden. So gibst du dein Einkommen nicht direkt auf, hast aber dennoch genug Zeit, neue Perspektiven zu schaffen.

So könntest du die gewonnene Zeit z.B. dafür nutzen, Fortbildungen oder Weiterbildungen zu absolvieren oder eventuell ein (Fern-)Studium anzufangen.

Spielst du mit dem Gedanken, dich selbstständig zu machen? Auch hier bietet sich die Möglichkeit, dies in Teilzeit zu versuchen. Das sogenannte »Sidepreneurship« beschreibt das Ausprobieren einer nebenberuflichen Gründung oder einer freiberuflichen Tätigkeit, während ein gewisses Grundeinkommen durch den Hauptjob gesichert ist.

Falls du mehr Sinn in deinem Leben oder deiner Arbeit suchst, könnte für dich vielleicht auch soziales Engagement interessant sein. So könntest du z.B. in einem Verein oder einer Organisation tätig werden, dich in sozialen Einrichtungen engagieren oder dich in einer Nachbarschaftsinitiative anschließen. Durch das sog. »Social Intrapreneurship« kannst du diese neu gewonnen Erfahrungen vielleicht sogar auch in dein Arbeitsumfeld hinein tragen und dort bestimmte Veränderungen anstoßen, die dir am Herzen liegen und dich eventuell glücklicher und zufriedener machen.

Fazit

Ob eine Kündigung das Potenzial hat, dich langfristig zufriedener zu machen, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Manchmal ist sie genau der richtige Schritt, z.B. wenn das Arbeitsumfeld toxisch ist, dir keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr bietet oder sogar deine Gesundheit gefährdet. In anderen Fällen kann es sich lohnen, zuerst den Versuch zu wagen, die Gründe für die eigenen Unzufriedenheit offen zu kommunizieren und nach Lösungen zu suchen. Steht ein Jobwechsel an, ist es ganz wichtig, dass du bei der Bewerbung mit einer positiven Argumentation überzeugst. Wir wünschen dir viel Klarheit für deine Entscheidung und viel Erfolg!

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