Entwicklungshilfe als Abiturient: Ein bisschen die Welt retten?

Gymnasium abschließen und dann ab in die große weite Welt: Ein großer Traum für viele Abiturienten. Besser noch – insbesondere für den Lebenslauf - wenn man die Reise unter dem Deckmantel von Auslandserfahrung und sozialem Engagement antreten kann. Das haben spezielle Reiseagenturen mittlerweile in ein, zumindest für sie selbst, gewinnbringendes Konzept umgewandelt.
von Oliver Adria, 2. Januar 2014 um 16:00

Die am 19. Dezember ausgestrahlte Panorama-Reportage Entwicklungshelfer: sinnlose Kurztripps ins Auslandberichtete über diese neue Branche spezieller Reiseanbieter.

Das Geschäft mit den jungen Weltrettern

Mit Slogans wie "Give back. Get back. Volunteer." locken die Reiseagenturen junge Abiturienten ins Ausland, die ihr soziales Engagement im Schnelldurchlauf unter Beweis stellen wollen. Für einen zweimonatigen Einsatz in einem Waisenhaus, einer Schule oder Schmetterlingsfarm in eines der sogenannten Entwicklungsländer verlangen die Veranstalter über 1.000 Euro und mehr. Nicht einmal zwei Prozent des Geldes gelangen beim Projekt selbst an. Denn die Vermittlung lassen sich die Reiseveranstalter teuer bezahlen.

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Volunteers in Zeitnot

Die Volunteers kehren nicht selten gefrustet von der Reise zurück. Denn die Versprechung eine verantwortungsvolle Aufgabe im Projekt übernehmen zu können ist in einer derartig kurzen Zeit nicht einzuhalten. Stattdessen werden die Volunteers wie am Fließband, einer nach dem andern, durch die Auslandsprojekte geschickt, um für zwei Monate Gutes zu tun, mal was anderes zu sehen und sich nach der Rückkehr ins Heimatland mit aufgepepptem Lebenslauf in die berufliche Karriere zu stürzen. Von dem zweimonatigem Aufenthalt profitiert weder Volunteer noch das Projekt, die Stadt oder das Land. Nur die Reiseagentur freut sich alle paar Monate wieder über die ehrgeizigen und zahlungswilligen Weltverbesserer in Zeitnot.

Volunteer bei NGOs und Vereinen

Seriöse Organisationen lassen sich nicht vom Volunteer für sein Engagement bezahlen. Allerdings ist der Aufwand ein Auslandspraktikum für eine NGO bzw. Non-Profit-Organisationen absolvieren zu können ungleich höher, dafür aber lern-, erfahrungs- und auch zeitintensiver. Das Engagement wird hier bereits frühzeitig unter Beweis gestellt. Meistens müssen die Interessenten Bewerbungsverfahren inklusive Motivationsschreiben und Bewerbungsgespräch sowie verschiedene Informations- und Vorbereitungsveranstaltungen durchlaufen bevor sie im Ausland für ein Projekt eingesetzt werden. Meistens erstreckt sich der Aufenthalt über einen Zeitraum von sechs Monaten und mehr. Genug Zeit also, um in eine verantwortungsvolle Aufgabe hineinzuwachsen, Land und Leute kennenzulernen und seine Vita um einen wahren Erfahrungsschatz zu ergänzen. Und wer nicht ganz so weit weg will, kann sich auch in den verschiedensten Vereinen in seiner Region sozial engagieren.

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