Dieser Begriff ist recht schwer zu definieren – denn unter dem Wort “Nachhaltigkeit” verstehen verschiedene Leute etwas anderes. Ich arbeite nun seit über 7 Jahren im Nachhaltigkeitsbereich (mit Fokus auf Strategie Corporate Social Responsibility & Einzelhandel, mittlerweile jedoch eher im Bereich Online Marketing) und lerne immer weiter dazu. Ich habe auch darüber mal reflektiert, inwiefern man ein Unternehmen als nachhaltig bezeichnen kann. Ich finde, es gibt einige Stufen beim nachhaltigen Handeln.
- Nur Kommunikation und PR / Greenwashing
Ich denke dies können wir abschreiben als nicht-nachhaltig. Dies ist, wenn man immer weiter macht wie bis dahin und der Umwelt recht stark zerstört und Soziales außen vor lässt, jedoch die Öffentlichkeitsarbeit “grün” wäscht und anpasst – damit es den Anschein hat, das Unternehmen sei nachhaltig. Greenwashing ist nicht nachhaltig. - Corporate Citizenship
Vielen denken an diesen Bereich, wenn man an nachhaltige Unternehmen denkt – hiermit wird das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen verstanden. In der Tat gibt es wieder Unter-kategorien von Corporate Citizenship, wie z.B. Spenden (Corporate Giving), Sponsoring, Cause-Related Marketing (wo man ein Produkt kauft, und damit ein anderes Projekt unterstützt), Arbeitnehmerengagement (Corporate Volunteering).
Das Problem ist vor allem – dass diese Tätigkeiten oft nichts mit dem Kernprodukt des Unternehmens zu tun hat. Das heißt nicht, dass man nicht Corporate Citizenship machen soll – sondern eher, dass man vorher seine Hausaufgaben gemacht haben soll und sich erst mal um die internen Prozesse und die eigenen Produkte kümmern soll und sich darauf konzentrieren, dass diese nachhaltiger werden. - Prozesse und Produktion nachhaltiger gestalten
Dies bedeutet, dass z.B. die Produktionsstätte effizienter mir Ressourcen umgeht oder dass das Verwaltungsgebäude "grüner" ist (z.B. Nutzung von erneuerbaren Energien, bessere Dämmung, weniger Papierverbrauch). Leider haben sich einige Unternehmen so stark auf diese Sache konzentriert, dass sie nicht auf ihr eigenes Produkt selbst achten. Z.B. eine Bank, die sich damit rühmt, dass sie nachhaltig ist, weil sie auf Altpapier umgestiegen ist – jedoch weiterhin unnachhaltige Dienstleistungen anbietet.
Dies muss jedoch nicht nur auf Umwelt beschränkt sein, auch soziale Aspekte spielen hier eine Rolle: Werden Mitarbeiter fair entlohnt, ist die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter am Arbeistplatz sichergestellt? Ist das Unternehmen familienfreundlich? - Nachhaltige Produkte
Wenn man nachhaltige Produkte gestaltet, denkt man schon ein bisschen ganzheitlicher. Was man wiederum unter "nachhaltige(re) Produkte" versteht ist wieder schwierig. Jedes Unternehmen definiert es anders.
Nehmen wir als Beispiel einen Computer. Ist der Computer nun nachhaltig, weil es mit Ökostrom produziert wurde? Was ist mit den Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten? Und den Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffgewinnung? Was nützt es alles, wenn dann der Computer viel Energie verbraucht, denn der größte Stromverbrauch ist beim Konsumenten. Soll der Konsument dann Ökostrom nutzen? Was ist, wenn der Computer dafür benutzt wird, um die Energieeffizienz von einem Gebäude zu optimieren? Und wird der Computer nach 5 Jahren weggeschmissen oder wiedervertet? Dies sind nur einige Überlegungen – und wie man sehen kann, so einfach ist es nicht. - Nachhaltige Dienstleistungen / Geschäftsmodelle
Sind denn Produkte und Konsum die nachhaltigste Option? Wenn man nun ein effizienteres Auto kauft, welches vielleicht ein bisschen weniger CO2 ausstößt, ist das schon nachhaltig? Braucht man überhaupt ein Auto – oder ist Carsharing besser? Das Auto steht ja die meiste Zeit und wird nicht benutzt. Mit Carsharing als Geschäftsmodell kauft man sich kein Auto mehr, sondern man kauft sich Mobilität. Wann ist eine Dienstleistung nachhaltig? Wenn man der Umwelt eher schützt bzw. keinen Schaden hinzufügt, wenn man diese Dienstleistung kauft? Wenn der Umwelt- oder gesellschaftliche Schaden so weit wie möglich minimiert wird? Hier kommen dann auch die Fragen von Effizienz und Suffizienz hinzu. - Nachhaltige Strategie
Wenn das ganze Unternehmen die ökologische und soziale Nachhaltigkeit fest im Kern hat, so ist das als sehr positiv zu bewerten. Man sollte jedoch auch hier beachten, ob es wirklich ernst gemeint ist, oder eher Greenwashing, wie oben erwähnt. Eine Strategie, die Umwelt und Gesellschaft stärker in den Mittelpunkt stellt ist nachhaltiger.
Dies waren einige Überlegungen, auf welchen Ebenen Unternehmen nachhaltig gestaltet werden können. Je tiefgreifender die Maßnahmen greifen, desto nachhaltiger. Von einem Tag auf den anderen kann man ein Unternehmen nicht nachhaltig gestalten – es ist ein langer Prozess und hat auch viel mit der Unternehmenskultur zu tun. Das Thema Nachhaltigkeit muss auch von den Mitarbeitern und allen anderen Betroffenen (Stakeholdern) verstanden und umgesetzt werden.