keepist ist ein Tool zur Steigerung der Profitabilität und der Nachhaltigkeit von Online-Shops. Wie genau funktioniert euer System und was sind die Vorteile für eure User*innen?
Daniel Rösch: Unser System funktioniert denkbar einfach: Wir belohnen Onlineshopper*innen, wenn sie bewusst einkaufen und dadurch wenig zurückschicken. Die Belohnung findet in Form von virtuellen Punkten (»keeps«) statt, die im Anschluss bei uns in unterschiedlichste Incentives (Anm. d. Redaktion: Incentive steht in der Wirtschaft für Ansporn oder Anreize, die Mitarbeitende oder Kund*innen für bestimmtes Verhalten erhalten) eingelöst werden können. Hier haben wir Rabattgutscheine von Onlineshops, Reisegutscheine oder auch nachhaltige Spenden im Angebot. Die User*innen können frei entscheiden, für welches Incentive die keeps eingelöst werden sollen.
keepist ist ja in erster Linie ein B2B-Service. Inwieweit profitieren nicht nur die Konsument*innen, sondern auch die Online-Shops selbst eurem Service?
Daniel: Bei keepist handelt es sich um ein B2B2C Modell. Wir treten sowohl gegenüber Onlineshops als auch gegenüber deren Endkund*innen auf, sodass für beide Seiten dabei klare Vorteile entstehen. Bei den Endkund*innen sind das die oben beschriebenen Incentives und bei den Onlineshops steigern wir z.B. nicht nur die Conversionrate (mehr Besucher*innen werden zu Kund*innen), sondern senken gleichzeitig auch die Retourenquote und damit auch deren Kosten. Dies führt wiederum dazu, dass wir auch die Nachhaltigkeit der Onlineshops verbessern, da weniger Pakete hin und her geschickt werden.
Kann ich als Kund*in auch dann von keepist profitieren, wenn der Online-Shop selbst keine Kooperation mit euch hat? Gibt es als Verbraucher*in auch die Möglichkeit, Shops vorzuschlagen?
Daniel: Um in einem Shop keeps zu sammeln, muss er an uns angebunden sein. Welche Shops das genau sind, kann auf unserer Webseite ganz einfach nachgeschaut werden.
Sollte dein Lieblingsshop nicht dabei sein, gibt es die Möglichkeit, einen Shop vorzuschlagen. Als Dankeschön erhält jede*r, die*der einen neuen Shop vorschlägt, beim ersten Kauf im angebundenen Shop die 5-fache Menge an keeps gutgeschrieben.
Andere, bereits sehr bekannte Bonuspunktesysteme, wie z.B. Payback, stehen in der Kritik, regelrechte Datenkraken zu sein, was am Ende u.a. zu unfairer Preisbildung führt, bei der manche Kund*innen mehr für die gleiche Ware bezahlen als andere - schließlich lassen sich aus den gewonnen Daten Kaufverhalten und Einkommen der einzelnen Verbraucher*innen sehr leicht ermitteln. Wie positioniert ihr euch zu derartigen Geschäftspraktiken?
Daniel: Das Thema Datenschutz ist uns extrem wichtig. Für uns ist es nicht von Relevanz, wer die Person hinter den Käufen ist. Uns geht es darum, die Retourenquote in den Onlineshops zu senken und dadurch die Umwelt zu entlasten. Aus diesem Grund werden nur anonymisierte Daten erhoben, die für die Abwicklung und Ausgabe der Punkte benötigt werden.
Euer Hauptaugenmerk liegt derzeit auf Online-Shops. Seht ihr neben dem E-Commerce noch weitere Bereiche, wo euer Service ebenfalls nützlich sein könnte?
Daniel: Wir positionieren uns bewusst im Bereich des Onlinehandels, da hier das Problem mit Retouren besteht. Andere Bereiche in denen man Kund*innen für ein bewusstes und nachhaltiges Verhalten belohnt, schließen wir per se nicht aus, allerdings liegt der Fokus momentan erst einmal auf dem Onlinehandel.
Waren online zu bestellen ist bequem und liegt gerade in Zeiten von Corona (verständlicherweise) total im Trend. Dies bedeutet aber auch gleichzeitig eine hohe Belastung, nicht nur für die Paketzusteller*innen und Lagerarbeiter*innen, sondern auch für die Umwelt. Was müsste sich - neben der Nutzung von keepist natürlich - eurer Meinung nach ändern, damit sich der Onlinehandel ressourcenschonender wird und wo genau seht ihr Potenzial für weitere Handlungsmöglichkeiten?
Daniel: Der Onlinehandel kann, muss und wird in Zukunft noch viele Dinge unternehmen, um nachhaltiger zu werden. Einer der größten Hebel ist natürlich die Produktion bzw. der Produktionsort. Hier können extreme Einsparungen vollzogen werden. Allerdings sind die Produkte dann meist teurer und eine Umstellung ist sehr aufwändig.
Ein weiterer Hebel - der zudem wesentlich leichter umgesetzt werden kann - ist die Optimierung der Verpackung. Hier muss man weg vom Plastik kommen und auf nachhaltigere Materialien setzen.
Aber auch die Lieferung kann nachhaltiger gestaltet werden. Suboptimal ist bspw. eine sehr schnelle Lieferung, da hierbei die Zustellfahrzeuge nicht maximal effizient beladen werden (können), da die Zeiten eingehalten werden müssen.
Ich finde es allerdings falsch, das Thema Nachhaltigkeit komplett auf die Schultern der Shops zu verlagern. Onlineshops verkaufen das, was Endkund*innen nachfragen. Wenn nun also das Bewusstsein und damit auch die Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten steigt (und damit auch die Bereitschaft, u.U. mehr für ein Produkt zu bezahlen oder länger zu warten bis es zuhause ankommt), werden immer mehr Onlineshops auf nachhaltige Produkte setzen. Deswegen muss sich von beiden Seiten dem Thema angenähert werden - von Seiten der Konsument*innen und von Seiten der Onlineshops.
Menschen sind ja bekanntlich Gewohnheitstiere und obwohl wir vielleicht gerne etwas nachhaltiger leben würden, fällt es vielen von uns schwer, manche Dinge zu ändern - oder aber es gibt schlicht und ergreifend keine andere (nachhaltigere) Alternative. Nun arbeitet ihr bei keepist mit einem Belohnungssystem. Glaubt ihr, dass solche Methoden der Schlüssel zu einem nachhaltigeren Verhalten sein könnten? Wie nehmt ihr das bei eurer Arbeit wahr?
Daniel: Definitiv. Durch Werbekampagnen wie »Schrei vor Glück oder schicks zurück« wurden wir Konsument*innen regelrecht dazu erzogen, dass das Schicken von Retouren kein Problem darstellt. Dadurch fehlt eine intrinsische Motivation, Retouren aktiv zu vermeiden. Mit unserem Belohnungssystem wollen wir Endkund*innen einen Anstoß bzw. Grund geben, bewusster und nachhaltiger einzukaufen und somit weniger zu retournieren. Das ist unser Ziel und das nehmen wir definitiv in unserer täglichen Arbeit wahr.
Wer steckt hinter keepist und wie ist die Idee zur Gründung entstanden?
Daniel: Hinter keepist stehen Daniel Engelhardt, Ludwig Häusler und ich (Daniel Rösch).
Die Idee zu keepist kam während meines Werkstudentenjobs in einem Münchner Shop für Elektrofahrräder. Hier hatten wir auch mit Retouren zu kämpfen, weshalb wir uns mit der Thematik näher beschäftigen und gesehen haben, wie groß das Problem in der gesamten Branche ist. Also haben wir überlegt, wie das Problem eingedämmt werden kann und das Konzept von keepist entwickelt.
Welche Meilensteine habt ihr für das kommende Jahr geplant?
Daniel: Wir sind Ende 2019 gestartet, haben 2020 unser Produkt entwickelt und erste Shops gewonnen. In 2021 wollen wir weiter wachsen und damit noch mehr Shops die Möglichkeit geben, nachhaltiger zu werden. Seid dabei und helft uns, unsere Mission zu erreichen :-)
Über Daniel Rösch:
Daniel ist Co-Founder von keepist, 27 Jahre alt und kommt aus München. Schon während seines Studiums ist er die Startup-Welt eingetaucht und hatte Stationen in Fintech-, Adtech- und Proptech-Startups. Da das Problem mit Retouren seiner Meinung nach immer größer wurde, wollte er unbedingt etwas dagegen unternehmen. Mit seinen beiden Co-Foundern Daniel und Ludwig arbeitet er nun seit einiger Zeit an keepist. Ende 2019 haben die Gründer keepist dann zum Leben erweckt und sind den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen.
Möchtest du deinen Lieblingsshop gerne bei keepist hinzufügen oder etwas mehr über keepist erfahren? Dann geht es hier zur Webseite des Unternehmens.
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