Was genau ist eigentlich eine NGO?
NGO steht für Non-Governmental Organization. Der deutsche Begriff dafür ist »Nichtregierungsorganisation«, die Abkürzung entsprechend NRO. Trotzdem wird gemeinhin das englische Akronym NGO genutzt. Eine NGO ist grundsätzlich ein nichtstaatlicher Interessenverband. Meist ist dieser Verband als Stiftung, als ein gemeinnütziger Verein oder als eine gemeinnützige GmbH (kurz gGmbH) organisiert. Von staatlichen Geldern und Weisungen sind NGOs nicht abhängig.
Diese Organisationen arbeiten ohne Profitabsicht und setzen sich beispielsweise für Umweltschutz, Menschenrechte und Armutsbekämpfung ein. Auch die Katastrophenhilfe und die Jugend- und Altenhilfe werden zu einem großen Teil von NGOs getragen. Neben den zuständigen Bundesministerien sind die NGOs die zweite wichtige Säule in der Entwicklungszusammenarbeit.
Weltweit zahlreiche Organisationen - auch in Deutschland!
Statista hat im Jahr 2019 allein in Deutschland mehr als 23.000 Stiftungen gezählt, die als NGO eingestuft werden können. Noch nicht in dieser Zahl repräsentiert sind die Vereine und gGmbHs, die ebenfalls zu den NGOs zählen. Natürlich sind die Großen unter diesen NGOs nicht nur in Deutschland tätig, sondern weltweit. Darunter sind ganz bekannte Namen:
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
- Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Eine noch umfangreichere Liste an Non-Profits, darunter auch kleinere und weniger bekannte Organisationen, findest du in unserem NGO-Verzeichnis.
Für eine NGO arbeiten - was tut man da?
NGOs bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Wie bei anderen großen Unternehmen gibt es auch bei NGOs Jobs in der Verwaltung (z.B.: Buchhalter:innen, Key Account Manager:innen, eine Personalabteilung, IT-Spezialist:innen, etc.).
Da jede NGO in einem ganz spezifischen Feld tätig ist, werden jedoch auch andere Fachkräfte benötigt. Ärzte ohne Grenzen beispielsweise braucht medizinisches Fachpersonal. Bei anderen NGOs sind dagegen Umweltexpert:innen, Naturwissenschaftler:innen, Pädagog:innen oder Ingenieur:innen tätig. Diese Fachkräfte werden häufig zeitlich begrenzt und projektbezogen eingesetzt. Das ganze »Backend« (der Verwaltungsapparat hinter der eigentlichen Arbeit) wird dagegen permanent benötigt.
Jobs, die in jeder größeren NGO gefragt sind
Es klang schon kurz an: Neben den ganz speziellen Fachkräften, die je nach Tätigkeitsgebiet der NGO benötigt werden, beschäftigen NGOs auch Personal, das in nahezu jeder Branche benötigt wird. Das betrifft beispielsweise die folgenden Berufe:
- IT-Fachkräfte
- Fundraiser:innen
- Journalist:innen
- juristisches Fachpersonal
- Medienexpert:innen
- Sprachwissenschaftler:innen
- Übersetzer:innen
- Verwaltungsfachpersonal
- Wirtschaftswissenschaftler:innen
Gehalt bei NGOs: Nur von Luft und Liebe leben?
Wie sieht es nun mit dem Gehalt bei NGOs aus? Ist das wirklich so niedrig, wie allgemein angenommen wird? Leider gibt es darauf keine eindeutige Antwort: Es kommt darauf an.
Viele der großen NGOs bezahlen ihre Angestellten gar nicht so viel schlechter als »normale« Unternehmen. Das gilt zum Beispiel dann, wenn nach Tarifvertrag vergütet wird. Das gesamte mittlere und obere Management fällt aber aus den Tarifverträgen heraus. Und hier zeigen sich dann wirklich Unterschiede. Vergleicht man das Gehalt der NGOs mit dem, was andere Unternehmen quer durch alle Branchen im Schnitt bezahlen, ist es wirklich geringer. Und je weiter nach oben man auf der Karriereleiter klettert, desto größer ist der Unterschied.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Zuerst einmal verstehen sich NGOs als gemeinnützig. Das passt nicht mit einer Gewinnabsicht zusammen. Anständige Bezahlung hat nun nicht viel mit Gewinnabsicht zu tun, mag man einwerfen. Aber ist das wirklich so? Tatsächlich verdienen gerade Manager:innen in den höheren Ebenen in der freien Wirtschaft exorbitant viel. Die Gehälter sind enorm hoch, viel höher als das, was man durchschnittlich zum Leben benötigt. Allein mit der höheren Verantwortung, die Menschen in diesen Positionen haben, lässt sich das nicht erklären.
NGOs tun sich schwer damit, diese normalerweise üblichen hohen Gehälter zu zahlen. Denn jedes Gehalt, das bei NGOs gezahlt wird, ist aus Spendengeldern finanziert. Und wie erklärt man Spender:innen und Förderern, dass man ihre Gelder für das exorbitant gut bezahlte eigene Management ausgibt statt für Verbandsmaterialien, Medikamente, Nahrungsmittel oder dringend benötigte Schulbücher?
Beispiele für Bruttogehälter bei NGOs
Ein Beispiel ist die Organisation Ärzte ohne Grenzen: Im ersten Tätigkeitsjahr erhält ein Arzt in einem Projekt monatlich etwa 1.700 Euro brutto. Im zweiten Jahr seiner Tätigkeit wird das Gehalt der Funktion des Arztes angepasst, auch die nun höhere berufliche Vorerfahrung wird prozentual eingepreist. Das ist erst einmal nicht viel.
Bei Greenpeace gibt es dagegen ein Gehaltsmodell, das mit Gruppen und Kompetenzstufen arbeitet. Aushilfen fallen beispielsweise in die Gruppe 8 der Kompetenzstufe 1 und können (Stand 2022) monatlich 2.859,39 Euro erhalten. Sachbearbeiter:innen fallen in die Gruppe 12 und bekommen 4.129 Euro, die Medienkoordinator:innen fallen in Gruppe 16 und gehen mit 5.424,38 Euro monatlich nach Hause. Teamleiter und -leiterinnen (Gruppe 20) erhalten sogar 7.117,02 Euro.
Es kommt also auf die NGO an, da die einzelnen Organisationen sehr unterschiedlich bezahlen. Und dann gibt es da noch die sogenannten Quangos. Das sind Quasi-NGOs, also Organisationen, die in staatlichem Auftrag handeln. Dazu gehören neben dem Goethe-Institut und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) z.B. auch das Alexander-von -Humboldt-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen. Die Arbeit bei Quangos ist nicht weniger sinnstiftend als bei einer »echten« NGO. Aber Quangos zahlen meist nach Tarifvertrag. Das ist beim DAAD beispielsweise der Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD Bund). Somit sind die Gehälter hier analog mit denen in einer Behörde oder einer anderen Einrichtung des öffentlichen Dienstes.
Gehalt ist das eine, die Zukunft das andere
Über einen begrenzten Zeitraum hinweg ist auch eine nicht so gut zahlende NGO als Arbeitgeber vielleicht noch attraktiv - zum Beispiel, wenn man als Berufsanfänger:in einsteigt oder weil man die Gelegenheit bekommt, an einem besonders spannenden Projekt mitzuarbeiten - aber wie sieht es auf lange Sicht aus? Viele Menschen wollen nicht ihr Leben lang das Gleiche tun, sondern innerhalb der Organisation aufsteigen. Und das ist bei NGOs nicht so einfach. Denn gerade bei projektbezogenen Einsätzen gibt es keine Aufstiegsmöglichkeiten.
Wenn ein beruflicher Aufstieg und ein eher normales Gehalt wichtig sind, kann man sich an die Durchführungs- und Mittlerorganisationen wenden. Hier gibt es bei entsprechender Eignung durchaus Karriereperspektiven, und bei zunehmender Berufserfahrung steigt auch das Gehalt.
Ganz konkret: So sieht das Gehalt bei NGOs aus
Da sich die Gehälter von NGO zu NGO stark unterscheiden, können wir an dieser Stelle nur einen groben Rahmen geben. Die Berufsbilder und Zahlen basieren auf Stellenausschreibungen verschiedener NGOs . Auch die verfügbaren Daten der Quangos sind in diese Aufstellung eingeflossen:
- Bibliothekar:in: zwischen 2.400 und 3.400 Euro monatlich
- Controller:in: zwischen 4.000 und 5.700 Euro monatlich
- Pflegefachkräfte: zwischen 2.700 und 3.700 Euro monatlich
- Projektassistenz: zwischen 3.100 und 4.200 Euro monatlich
- Projektmanagement: 3.900 bis 5.400 Euro monatlich
- Psycholog:innen: zwischen 3.800 und 5.400 Euro monatlich
- Sales Manager:in: zwischen 3.000 und 4.300 Euro monatlich
- Sozialpädagog:innen Sozialarbeiter:innen: zwischen 3.200 und 4.300 Euro monatlich
- Wissenschaftliche Referent:innen: zwischen 3.600 und 5.300 Euro monatlich
Die Bezahlung ist also eher unterdurchschnittlich. Wie hoch genau das Gehalt ausfällt, kann auch am Standort liegen. Das Goethe-Institut beispielsweise orientiert sich an den ortsüblichen Gehältern an den jeweiligen Standorten in den verschiedenen Ländern. Die dortigen Lebenshaltungskosten sind also bereits in die Überlegungen einbezogen.
Lebensqualität hängt nicht nur vom Gehalt ab
Das klingt sehr plakativ, aber natürlich macht Geld alleine nicht glücklich. Gerade Menschen in sehr hoch bezahlten Positionen stellen immer wieder fest, dass sie »mehr« von ihrem Leben erwartet haben. Sie suchen Sinn in ihrer Arbeit. Das macht deutlich, dass das Gehalt nur einer von mehreren Faktoren ist, die dazu beitragen, dass man sich im Beruf wohlfühlt. Lebenszufriedenheit resultiert auch aus dem Bewusstsein, etwas Sinnvolles zu tun.
Abgesehen davon bieten einige NGOs andere Benefits, welche die Lebensqualität erhöhen können, wie z.B. flexible Arbeitszeiten, Remote-Arbeit oder Homeoffice. Auslandserfahrungen winken hier genauso wie das Knüpfen von Kontakten in den verschiedensten Bereichen. Und natürlich kann die Atmosphäre in einem Team, das eine gemeinsame »Mission« verfolgt und sich für eine gute Sache einsetzt, sehr angenehm und motivierend sein.
NGO als Arbeitgeber? Arbeit mit Mehrwert!
Auch im NGO-Bereich können gute Gehälter gezahlt werden, abhängig von der genauen Tätigkeit, der Organisation und natürlich dem Einsatzort. Es stimmt jedoch durchaus, dass man hier beim Gehalt sehr genau auf Fairness achtet. Wenn Dir ein hohes oder marktübliches Gehalt enorm wichtig ist, dann solltest Du bei der Auswahl der NGO, bei der Du Dich bewirbst, besonders gut hinsehen.
Über Verhandlungsgeschick, Berufserfahrung und zusätzliche Qualifikationen kann man bei NGOs durchaus ein Gehalt erreichen, das einen auskömmlichen Lebensstandard ermöglicht. Und das gilt auch für Menschen mit Familie. Es gehört zum Selbstverständnis von NGOs, das Leben lebenswert für alle zu gestalten - auch für die eigenen Angestellten.
Letztendlich liegt es aber an Dir, wie viel Gehalt Du für Deine Arbeit erwartest. Freude an der Arbeit kann für vieles entschädigen, auch für den vielleicht fehlenden Luxus materieller Art. Und sinnstiftende Arbeit hält die Seele gesund, das ist kein Geheimnis.
Hier findest du passende NGO Arbeitgeber
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