Entwicklungshelfer: Mehr als nur der gute Wille gefragt

Entwicklungshelfer klingt zunächst nach einem aufregenden Job, Leben im Ausland, nah an der Bevölkerung sein, Menschen helfen und Gutes tun. Für die Arbeit als Entwicklungshelfer braucht es allerdings noch weit mehr als nur soziales Engagement. Die Anforderungen der Organisationen sind hoch und immer häufiger sind Akademiker gefragt. Worin unterscheiden sich Entwicklungshelfer von anderen Freiwilligen in der Entwicklungszusammenarbeit?
von Regina Rohland, 7. Dezember 2015 um 13:34

In der Entwicklungshilfe geht es längst nicht mehr nur ums Brunnenbauen. Die Sicherstellung einer Wasserversorgung für die Bevölkerung ist zwar ebenso wie die Gesundheitsversorgung oder Förderung der Landwirtschaft weiterhin ein wichtiges Einsatzfeld. Doch längst werden auch Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen der Dienstleistung benötigt.

In vielen der ärmeren Länder trifft man auf immer mehr Know-How. Daraus ergeben sich für die Entwicklungszusammenarbeit neue Aufgabenbereiche und auch die Anforderungen an die Entwicklungshelfer sind somit gestiegen. Wer noch die Vorstellung von einem missionarischen Einsatz hat, ist auf dem Holzweg. Entwicklungshelfer beraten auch im Personalwesen, setzen sich für ein stärkeres Umweltbewusstsein ein oder helfen, Wahlen zu organisieren. Im Mittelpunkt steht neben der Umsetzung eines Hilfsprojekts zunehmend auch der Austausch zwischen den Kulturen und den Arbeitsweisen. Daher wird die Entwicklungshilfe inzwischen eher als Entwicklungszusammenarbeit verstanden.

Entwicklungshelfer sind hochqualifizierte Fachkräfte

 

Entwicklungshelfer sind entsandte Fachkräfte ohne Erwerbsabsicht, so beschreibt es das Entwicklungshelfer-Gesetz (EhfG), das die Rechte und Pflichten von Entwicklungshelfern regelt. Damit sind sie zu unterscheiden von Experten und Freiwilligen, die zur Unterstützung von Projekten im Ausland arbeiten. Experten sind meist hochqualifizierte Spezialisten im Bereich der Technischen Zusammenarbeit. Freiwillige dagegen sind Menschen jeden Alters, die in sozialen Lern- und Friedensdiensten unabhängig von ihrer beruflichen Ausbildung mitwirken.

Entwicklungshelfer verpflichten sich für den Dienst im Ausland über einen befristeten Zeitraum, in der Regel sind dies mindestens zwei Jahre. Zu den hohen Anforderungen für die Arbeit als Entwicklungshelfer gehören als Grundvoraussetzung eine mindestens zweijährige Berufserfahrung im eigenen Job und sehr gute Sprachkenntnisse. Dabei werden immer öfter Fachkräfte mit einer akademischen Ausbildung oder einer Berufsausbildung mit Meister- oder Technikerabschluss gesucht. Es gibt Möglichkeiten die Pflicht der zwei Jahre Berufserfahrung zu umgehen, allerdings sind diese sehr selten und werden ganz individuell entschieden.

Natürlich ist auch ein hohes Maß an sozialem Engagement gefragt, ebenso wie interkulturelles Verständnis. Das bedeutet vor allem sich auf die Gewohnheiten und Bedingungen eines Lebens in einem anderen Kulturkreis einzustellen.

Welche Fachkräfte werden gesucht: Arbeitsfelder in der Entwicklungshilfe

Die Einsatzbereiche für Entwicklungshelfer sind sehr breit aufgestellt. Oft werden Fachkräfte für die Beratung staatlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen auf regionaler und lokaler Ebene gesucht. Dadurch besteht eine wachsende Nachfrage an Fachkräften aus den Bereichen Politikwissenschaften, Management oder Buchhaltung. Aufgabenbereiche können auch Schulungen von Arbeitskräften oder die Arbeit in technischen Berufen sein, um zum Beispiel die Umsetzung eines Bauprojekts zu fördern. Ebenso werden immer wieder medizinische Fachkräfte oder Dolmetscher gesucht. Neue Arbeitsfelder entstehen auch durch den Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen. Einige Organisationen setzen sich dafür ein das Umweltbewusstsein in entscheidenden Regionen zu stärken. In vom Klimawandel massiv bedrohten Weltteilen werden Projekte für die Anpassung an die auftretenden Klimaveränderungen ins Leben gerufen. Sehr aufreibende Einsätze in Katastrophensituationen und Krisengebieten werden in der Regel nur erfahrenen Helfern zugestanden.

Einige der Arbeitsbereiche für die Entwicklungszusammenarbeit:

  • Beratung
  • Bildung
  • Ernährungssicherung
  • Friedensförderung und -sicherung
  • Gender
  • Gesundheitsdienst
  • Ingenieurswesen
  • Kinder- und Jugendarbeit
  • Klima- und Umweltschutz
  • Konfliktarbeit
  • Land- und Forstwirtschaft
  • Logistik
  • Menschenrechte
  • Nothilfe in Krisen- und Katastrophensituationen
  • Projektmanagement
  • Veterinärmedizin
  • Wasser- und Agrarpolitik
  • Wirtschaftsförderung

Worauf es ankommt: Anforderungen an Entwicklungshelfer

Die Anforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit sind heute recht umfangreich. Neben mehreren Fremdsprachen, einer guten Ausbildung und einer ausreichenden Berufserfahrung wird auch eine gefestigte Persönlichkeit erwartet. Denn die Arbeiten im Ausland ermöglicht den Helfern zwar, eine andere Kultur kennenzulernen, erfordert aber auch, sich in der fremden Bevölkerung zurechtzufinden und das Ziel des Projekts zu erreichen. Entwicklungshelfer bringen mit ihrer Arbeit andere Perspektiven in die Bevölkerungen und müssen sich auf die Arbeitsmethoden vor Ort einstellen. Hier sind interkulturelles Verständnis und Empathie gefragt. Das Leben in der Ferne und die Umsetzung des gemeinnützigen Projekts bringen auch Herausforderungen mit sich und können Fachkräfte an ihre Grenzen treiben. Wer seinen Dienst antreten will muss sich auch selbst im Griff haben. Gefordert wird ein guter Umgang mit Konflikten und gute Kommunikationsfähigkeit. Mehr über die Anforderungen können Sie in unserem Beitrag Checkliste Entwicklungszusammenarbeit - ist das was für mich? nachlesen.

Wenn es nicht ums Geld geht: Leistungen nach dem EhfG

Welche Leistungen Entwicklungshelfer erhalten sind im Entwicklungshelfer-Gesetz vorgeschrieben. In Deutschland gibt es sieben anerkannte Träger des Entwicklungsdienstes, die nach diesen Regelungen Fachkräfte entsenden.

Während des Dienstes erhalten Entwicklungshelfer vor Ort »Unterhaltsgeld« und Sachleistungen zur Sicherung des Lebensbedarfs. Dadurch sind die Entwicklungshelfer vor Ort finanziell abgesichert, allerdings reicht das gezahlte Unterhaltsgeld nicht aus, um davon noch etwas zu sparen. Die Reisekosten werden von der Organisation aufgebracht. Hier liegen entscheidende Unterschied zu Agenturen vor, die freiwillige Helfer ins Ausland locken und sie für Work and Travel noch teuer bezahlen lassen.

Ausreichend abgesichert werden die Fachkräfte im Ausland ebenfalls durch die begleitende Organisation. Das heißt Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung, Rentenversicherung, Leistungen bei Erwerbsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit und Tod. Auch mitreisende Familienmitglieder sind in diese soziale Sicherung und in das Unterhaltsgeld eingeschlossen. Wenn der Dienst beendet ist werden die Heimkehrer von der Organisation weiterhin betreut und mit Wiedereingliederungshilfe unterstützt.

Hier finden Sie das Entwicklungshelfer-Gesetz.

Wer nicht auf´s Ganze gehen will: Alternativen zum Entwicklungshelfer

Mit den hohen Erwartungen mögen manche Hilfswilligen von den leitenden Organisationen verschreckt werden. Besonders die vorgeschriebenen zwei Jahre Berufserfahrung sind für viele die gerade erst die Schule oder das Studium hinter sich gebracht haben eine enorme Hürde. Es gibt verschiedene Alternativen für jeden, der gerne im Ausland vor Ort Gutes tun möchte. Ein paar davon stellen wir in unserem Beitrag Arbeiten in der Entwicklungszusammenarbeit - Aller Anfang ist schwer vor. 

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