Unterstützung für die Ukraine – So kannst du jetzt helfen

Du möchtest angesichts der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine nicht einfach ohnmächtig zusehen, sondern unterstützen oder aktiv anpacken? Doch wo genau wird Hilfe benötigt und an welche Stellen können sich Freiwillige wenden? Wie erkenne ich seriöse Organisationen für meine Spende? Wir haben 6 Möglichkeiten für dich zusammengetragen, wie du den vom Krieg betroffen Menschen auf sinnvolle Weise helfen kannst.
Photo by Tina Hartung on Unsplash
von Oliver Adria & Charlotte Clarke, 4. März 2022 um 08:57

1. Beteilige dich an einer gewaltfreien Demonstration

In zahlreichen Städten finden aktuell Friedens-Demonstrationen und -Kundgebungen statt. Sie sind ein wichtiges und medienwirksames Mittel, um deine politische Stimme zu erheben, dich gemeinsam mit andern für den Frieden zu positionieren. So kannst du ein unübersehbares Zeichen setzen, dass die vom Krieg betroffenen Menschen nicht alleine sind, sondern in ganz Europa auf unsere Solidarität zählen können. Zudem erhöhen Demonstrationen den Druck auf Politiker:innen, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen: Wenn jede:r mit der eigenen kleinen Stimme einen Laut gibt, wird es in der Summe zu einem unüberhörbaren Orkan.

Eine Übersicht über kommende Termine findest du auf der Webseite des Netzwerks Friedenskooperative sowie auf #StandWithUkraine.


2. Unterkünfte für geflüchtete Menschen aus der Ukraine anbieten

Das Dringendste, was Geflüchtete nach Ihrer Ankunft benötigen, ist ein sicheres Dach über dem Kopf – gerade jetzt in der kalten Jahreszeit! Viele Menschen, die aus der Ukraine in Deutschland ankommen, finden zum Glück Unterschlupf bei Verwandten und Angehörigen – dies trifft jedoch selbstverständlich nicht auf alle zu! 

Möchtest du eine Notunterkunft anbieten, kannst du diese bei der Initiative Gastfreundschaft für die Ukraine des Elinor Netzwerks und der GLS Bank oder auch auf der internationalen Plattform host4ukraine registrieren.

Einige Stadtverwaltungen haben eigene Hotlines eingerichtet, bei denen du dein Unterkunftsangebot melden kannst und diese direkt vermittelt wird. Informiere dich hierzu am auf der Homepage oder der Ausländerbehörde deiner Heimatstadt.

3. Unmittelbare Transporthilfe leisten

Wer aus dem eigenen Heimatland fliehen muss, ist auf dem Weg ins Aufnahmeland enormen Strapazen ausgesetzt. Oftmals blieb den Menschen nicht die Zeit, genügend Kleidung, Ausrüstung oder Lebensmittel für die Reise mitzunehmen. 

Einige engagierte Menschen bieten ihre Unterstützung an, indem sie mit eigenen Fahrzeugen oder mit angemieteten Kleinbussen Richtung Grenze fahren, um dort ankommende Geflüchtete abzuholen und sie in eine sichere Unterkunft in Deutschland zu bringen.

Wer auf diese Art aktiv werden möchte, sollte sich jedoch unbedingt vorab über die Bedingungen im jeweiligen Grenzgebiet informieren – denn hier haben sich an vielen Stellen aufgrund der großen Anzahl an Flüchtenden große Staus gebildet. Fährt man hier direkt hinein, ist man keine Hilfe, sondern trägt nur dazu bei, dass es noch langsamer vorangeht und im schlimmsten Falle Hilfsgüter-Lieferungen ins Land hinein behindert werden. Bevor du also eine überstürzte private Aktion startest, setze dich am besten zunächst z.B. mit erfahrenen Organisationen wie z.B. der sächsischen Flüchtlingshilfe »Mission Lifeline e.V.« in Verbindung.

4. Zeit spenden: Engagiere dich ehrenamtlich

Auch in deiner Heimatstadt kannst du an vielen Stellen mit deinem ehrenamtlichen Engagement eine wertvolle Unterstützung sein.

Du hast russische oder ukrainische Sprachkenntnisse? Super, denn für die ankommenden Menschen werden dringend Übersetzungshilfen bzw. Dolmetscher:innen gesucht, die die Geflüchteten in Empfang nehmen, Dokumente übersetzen und über Hilfsangebote aufklären.

Auch Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Menschen mit ähnlichen Qualifikationen werden jetzt besonders gebraucht, um Seelsorge zu leisten, z.B. direkt in den Unterkünften, in sog. »Krisenchats« oder bei Telefonseelsorge-Hotlines.

Völlig unabhängig von deinem beruflichen Hintergrund freuen sich die Mitarbeitenden der Notunterkünfte über helfende Hände bei der Alltagsbewältigung.

Möchtest du dich ehrenamtlich engagieren, empfehlen wir dir, dich direkt bei der Verwaltung deiner Heimatstadt zu erkundigen: Diese können dich an Hilfsorganisationen und Einrichtungen vor Ort weiterleiten. In zahlreichen Städten wurden zudem entsprechende Hotlines oder E-Mail-Postfächer eingerichtet, an du dich mit deinem Hilfsangebot wenden kannst. Eine zentrale Anlaufstelle ist die Plattform #LeaveNoOneBehind, wo du unter Angabe deiner PLZ ein Hilfsangebot einstellen kannst. Auf der anderen Seite können sich Initiativen, die noch helfende Hände suchen, ebenfalls hier registrieren.

Auf der Plattform We-Help.world wirst du ganz unbürokratisch direkt mit einer Person gematched, die Hilfe benötigt. So kannst du, deinen Möglichkeiten entsprechend, eine Einzelperson unterstützen.


5. Mit Informationen bewusst umgehen

Wie so oft im Netz, vor allem in Sozialen Medien, kursieren auch in Bezug auf die Ukraine-Krise eine Reihe von unseriösen Informationen und Fake News. Besonders in Krisensituationen ist es wichtig, sehr bewusst mit Informationen umzugehen. Bevor du einen Post teilst, halte kurz inne und stelle dir zunächst folgende Fragen: 

  • Von welcher Quelle stammen die Informationen bzw. wird die Quelle überhaupt angegeben? Werden Zahlen und Fakten glaubwürdig belegt?
  • Handelt es sich um eine glaubwürdige Expert:innen-Positionen oder um eine Laienposition bzw. rein subjektive Meinung?
  • Hat dieser Post einen konstruktiven Nutzen? Unterstützt er Menschen beim Umgang mit der Situation? Oder schürt die Information lediglich (negative) Emotionen, ohne irgendjemandem zu nützen und im schlimmsten Falle emotionalen Schaden verursachen?

6. Geld- und Sachspenden

Eine unkomplizierte und wirkungsvolle Möglichkeit der Unterstützung ist eine Spende an seriöse Hilfsorganisationen. Einige (private) Initiativen organisieren die Sammlung von Hilfspaketen mit Sachspenden, mit denen die Menschen im Kriegsgebiet mit dem Nötigsten (z.B. Decken, Konserven, Medikamente, Windeln, Damenhygiene-Artikel) versorgt werden. Einige Hilfsorganisationen, wie die Caritas, raten jedoch eher von solchen Aktionen ab, da die Pakete mit einem hohen Transportaufwand in die Ukraine gebracht werden müssen. Daher empfehlen sie eher eine direkte Geldspende an die jeweilige Organisation, die dann vor Ort bzw. grenznah in den Nachbarländern die benötigten Güter besorgen kann.

Leider nutzen auch einige schwarze Schafe die große Spendenbereitschaft aus. Gerade bei Spendenaufrufen in sozialen Netzwerken besteht ein erhöhtes Risiko. Insbesondere bei Geldspenden solltest du daher unbedingt darauf achten, dass die Organisation das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstitus für soziale Fragen (DZI) trägt. So kannst du sicher sein, dass deine Spendengelder verantwortungsbewusst behandelt werden. Eine Hilfestellung gibt dir die zudem Checkliste für sicheres Spenden des DZI. 

Eine ausführliche Hilfestellung für findest du im Folgenden:

DZI-Tipps für Spenden in Katastrophen- und Krisenfällen

  1. Kompetenz hat Vorrang
    Vergewissern Sie sich vor Ihrer Überweisung, dass die betreffende Hilfsorganisation, sofern sie nicht das DZI Spenden Siegel trägt, dennoch die nötige Kompetenz besitzt, um in der betroffenen Region wirksam und effizient Hilfe zu leisten. Sie muss sich mit den Bedingungen vor Ort auskennen, dort über gut funktionierende Kontakte verfügen und sich mit anderen Hilfsorganisationen vor Ort gut abstimmen. Nur so könnten ineffiziente, unter Umständen sogar schädliche Projekte vermieden werden.
  2. Auf Zweckbindung verzichten
    Hilfe ist überall gleich wichtig, in der Ukraine sowie in den Ländern, die geflüchtete Menschen aufnehmen. Damit die Spendengelder flexibel und möglichst wirksam eingesetzt wer- den können, sollten Sie gerade in der aktuellen, sich schnell verändernden Lage ihre Spende möglichst ohne ausdrückliche Zweckbindung an die betreffende, seriöse Hilfsorganisation überweisen.
  3. Schnell, aber nicht übereilt spenden
    Gerade bei großen Krisen treten auch „Trittbrettfahrer“ mit Spendenaufrufen an die Öffentlichkeit, denen es an der nötigen Kompetenz mangelt, um wirksam helfen zu können, oder bei denen ein Großteil der Spenden in der Verwaltung versickert oder zur privaten Bereicherung missbraucht wird. Darum sollten Sie jede in Frage kommende Organisation überprüfen, z.B. auf www.dzi.de/spenderberatung oder mit der Checkliste für sicheres Spenden.
  4. Erhöhtes Risiko bei Spendenaufrufen im Internet und in sozialen Netzwerken
    Während renommierte Zeitungen, Radio- oder Fernsehsender meist sorgfältig auswählen, welche Spendenkonten sie empfehlen, gibt es bei sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und vielen Spendenplattformen nach Einschätzung des DZI bisher keine vergleichbar sicheren Auswahlmechanismen. Deshalb sollten Sie die in Frage kommende Organisation selbst auf Seriosität überprüfen, etwa mit der Checkliste für sicheres Spenden. Spendenaufrufen von Privatpersonen oder Firmen im Internet oder in sozialen Netzwerken sollten Sie nur dann folgen, wenn Sie diese persönlich kennen und Ihnen vertrauen.
  5. Vorsicht bei übertriebener Dringlichkeit des Spendenaufrufs
    Misstrauen ist angebracht bei Spendenaufrufen, die viele Emotionen wecken, aber wenige Informationen über die konkret geplanten Hilfsmaßnahmen bieten. Spender:innen sollten darauf achten, dass dem Spendenaufruf genau zu entnehmen ist, wie und für wen die gesammelten Gelder eingesetzt werden sollen. Diese Frage ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn aus dem Spendenaufruf nicht hervorgeht, dass das betreffende Hilfswerk mit Partnerorganisationen in der Katastrophen- bzw. Krisenregion zusammenarbeitet.
  6. Geldspenden sind besser als Sachspenden
    Geldspenden können von Hilfsorganisationen oder direkt unterstützten Personen, Einrichtungen und Unternehmen flexibler und effizienter eingesetzt werden. Sachgüter sollten nur gespendet werden, wenn Betroffene und seriöse Organisationen gezielt um sie bitten.

(Quelle: DZI Spenden-Info Nothilfe Ukraine) 



Auch du selbst verdienst Fürsorge. Gerade in Krisenzeiten ist ein gesundes Maß an »Medienhygiene« wichtig, um dein seelisches Wohlbefinden zu schützen. Mehr dazu findest du in dem sehr empfehlenswerten Artikel vom enorm Magazin.
Wenn du Sorgen und Ängste hast, mit denen du nicht umzugehen weißt, such dir bitte Hilfe. Unter der Telefonnummer 0800 1110222 erreichst du die Telefonseelsorge. 

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